Hatha Yoga hat zwei signifikante Unterschiede zum Sport

  • Das Üben von Yoga ist nicht zielgerichtet, sondern der Prozess selbst ist wichtig.
  • Das Hauptaugenmerk liegt beim Körpergefühl und nicht in der Form.

Körpergefühl und nicht die reine Form zählt

Alle Menschen sind Individuen. Sie haben unterschiedliche Geschlechter, sind unterschiedlichen Alters, haben unterschiedliche physiologische Voraussetzungen und Trainingsformen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass jede Yogaübung von jedem einzelnen Menschen unterschiedlich ausgeführt wird. Beim Yoga-Üben geht es um den Flow, die Magie, die in einer Yogastunde herrscht – das Spüren der Dehnung in den Muskeln, das Öffnen in der Brust, die Erleichterung in den Schultern, die Dankbarkeit des Rückens, die Entspannung im Kopf. Es geht also nicht rein darum eine schwierige Position auszuführen, wenn dies nur rein durch Schmerz und Stress gelingt. Die Konsequenz wäre im besten Falle Müdigkeit und Erschöpfung, im schlimmsten Falle gar eine Verletzung. Ein gewisser Ehrgeiz ist beim Üben wichtig, besonders wenn man in einer Stellung länger verharren muss oder immer wieder sanft an einer Übung arbeitet, die noch nicht gelingt. Wichtig ist ebenfalls im hier uns jetzt zu sein. Der Prozess des Zuhörens und Erkennens sowie des Wahrnehmens was im Körper auf den unterschiedlichen Ebenen (physischen, mentalen, psychischen und energetischen) gerade abläuft – das ist das Hauptziel, dass mit Yoga erreicht werden soll.
Es ist es wichtig in den Körper hinein zu spüren und zu realisieren:

  • Wie fühlt sich die Position an?
  • Wo gibt es Verspannungen oder Schmerzen?
  • Wie kann ich mich entspannen und lockern, ohne dass ich die Position komplett verliere?

Also den Körper, die Form, die Bewegung und den Atem zu vereinigen. Schließlich heißt Yoga übersetzt aus dem Sanskrit “Vereinigung”..
Um den Körper besser wahrnehmen zu können, sollte man ihn in leichten Anspannung halten. Genau so, wie bei einem Gummi: Man fühlt seine Elastizität, aber nur wenn man ihn ausreichend weit dehnt, denn andernfalls ist er schlapp.
Beim Unterricht lernt der Schüler viel darüber, wie man den Körper in eine positive Spannung bringt ohne ihn anzuspannen. Das ist eine innere, sanfte Streckung. Dafür muss man die äußeren Punkte der Position finden und eben diese etwas auseinanderzuziehen. Wenn beispielsweise die Tadasana Position (Felsenposition) eingenommen wird, werden die Füßen in den Boden gedrückt und der Kopf zieht leicht nach oben. Die obere Brust wird dabei nach oben und der untere Rücken nach unten gezogen. Das Ergebnis ist eine leichte Streckung der Wirbelsäule. Die Schulterspitzen ziehen leicht auseinander nach rechts und links, die Fingerspitzen ziehen leicht nach unten.

Jede Position wird zu einem Rätsel?

Jeder Schüler muss sich mit Fragen auseinandersetzten:

    • Wie führe ich die Position so aus, dass ich zwar den Körper gut wahrnehmen kann, aber entspannt bleibe?
    • Welche äußere Punkte hat die Position?
    • Wie passt die Position am Besten zu meinem Körper?
    • Wie “öffne” ich die Position noch mehr, so dass sie mir ihre wahre Wirkung zeigen kann – die Ruhe und die Kraft, die Energie und tiefen geistigen Frieden?

All das erlernt der Schüler mit der Zeit und je feiner das Körpergefühl wird, desto tiefer kommt man in den Zustand des Yoga.